Barockman (Schloss-Triathlon Moritzburg) am 08./09. Juni 2013

Bericht von Norbert


“Barockman” was ist das? Das ist die sächsische Antwort auf den Ironman!

Im schönen Moritzburg in der Nähe von Dresden wird seit 1998 (mit Unterbrechungen) jährlich ein Langdistanztriathlon ausgetragen. Keine große Veranstaltung, sondern eine kleine feine. Nach dem Kommerzrummel in Kanada und Hawaii im letzten Jahr, wollte ich es dieses Jahr etwas ruhiger angehen und habe mich an meine erste Langdistanz 1999 in Moritzburg erinnert. Damals hieß der noch Sachsenman. Zugelassen waren dieses Jahr 111 Einzelstarter und zwanzig Staffeln auf der Langdistanz.

Im Vorfeld gab es viel hin und her, ob der Triathlon überhaupt stattfindet: wird der Schlossteich angesichts des bislang verheerend schlechten Sommers warm genug werden? Kann man einen Triathlon abhalten, während Dresden fast absäuft? Wie ist die Hochwassersituation in Moritzburg selbst?

Aber alles löste sich irgendwie in Wohlgefallen auf: Der See hatte am Tag vor dem Rennen knackig kühle 17 Grad, Helfer waren trotz Hochwasser für den Triathlon entbehrlich und zwischen der Wasseroberfläche des Schlossteichs und einer zu unterschwimmenden Brücke waren noch gut 30 cm Luft (flach schwimmen, sonst schlägt die Hand oben an!). Und so wurde die Startkanone am Samstag, den 8. Juni 2013, pünktlich um 7 Uhr gezündet.

Das Schwimmen in so einem kleinen Feld ist sehr angenehm. Es gibt keine Schlägereien und wäre da nicht ein völlig orientierungsloser Querschwimmer gewesen (nein, das war ich nicht!), wäre ich sogar ganz ohne Kontakt durchgekommen. Aber nun denn, eine kleine Schwimmkollision gehört wohl einfach zum Triathlon dazu. So konnte ich im Wesentlichen mein eigenes Tempo gut durchschwimmen. Das Wasser hatte mal sehr kalte und mal weniger kalte Strömungen. Wenn’s mal länger richtig kalt war, war das Gefühl in den Händen und Füßen schnell weg. Mit fast exakt meinem Tempo war auch ein Brustschwimmer unterwegs mit einem gelben Quietscheentchen oben auf der Badekappe. Da dachte ich schon, dass ich grottenlangsam unterwegs bin. Aber am Ausstieg waren es dann doch “nur” 1 Stunde und 10 Minuten, was für meine Schwimmkünste ganz OK ist.

Die Radstrecke ging nach einer Anfahrt von 5,5 km auf einen Rundkurs von 28 km, der sechs Mal zu durchfahren war, und dann wieder zurück zur Wechselzone. Also insgesamt “nur” 179 km. Aufgrund der wenigen Teilnehmer, gab es auf der Radstrecke keinerlei Probleme mit Windschattenfahren. Ich habe meistens gar keine anderen Radfahrer gesehen, weder vor noch hinter mir. Vielmehr war ich auf der ersten Runde so allein, dass ich häufig daran gezweifelt habe, ob ich überhaupt noch richtig auf der Strecke bin. Auf den folgenden Runden kannte ich die Strecke dann ja. Die Strecke ließ sich sehr gut fahren. Leicht wellig, aber keine langen Anstiege, sodass ich die gesamte Strecke auf dem großen Blatt fahren konnte. Trotzdem sammeln sich rund 1200 Höhenmeter zusammen. Der Wind war zwar zuweilen kräftig, aber bei so einer kurzen Runde kommt er nicht immer nur von vorne. In der ersten Runde wollte mein rechter Oberschenkel nicht so recht mitarbeiten und hat zeitweise zu gemacht, aber das kenne ich schon, und meine Hoffnung, dass sich das Problem mit steigenden Temperaturen im Laufe der Zeit löst, war berechtigt. Die Sonne hat dann auch ganz schön runtergebrannt, was man an meinen heute noch leicht geröteten (aber zuvor mit Sonnencreme eingeschmierten) Schultern erkennt. Die Hälfte einer jeden Runde hatte einen ganz ordentlichen Straßenbelag, die andere Hälfte leider einen sehr rauen und zuweilen holprigen, ebenso auch die Zu- und Abfahrt zur Runde, teilweise mit grobem Kopfsteinpflaster. Wie so häufig war ich daher sehr froh, dass ich nach fünf Stunden ohne Sturz und Defekt wieder in der Wechselzone war, auch wenn mich auf dem Weg von der Runde zur Wechselzone ein leichter Schwindel überkam.

Da jeder einen festen Wechselplatz hat, musste auch jeder sein Radl dort selbst wieder abstellen. Kein Problem, denn bei der kleinen Wechselzone finde selbst ich mich gut zurecht. Also ab in die Laufschuhe und los geht’s! Mit Schwindel und etwas flauem Gefühl ging’s auf die erste von sechs Runden. Jede Runde hatte rund 3 km Asphalt und 4 km Waldweg. Der Waldweg war nach dem Regen der vergangenen Woche ziemlich matschig, aber noch ganz passabel zu laufen. Auf dem Asphaltstück stand auch auf eine Stelle noch das Wasser, aber dreckig und nass wurde man im Wahl ja ohnehin. Pro Runde gab es, ebenso wie auf der Radstrecke, zwei Verpflegungsstationen, wobei jedoch eine zwei Mal angelaufen werden konnte, so dass die Versorgung in Form von Gels, Riegeln, Obst, Wasser, Iso und Cola allzeit gesichert war. Mein Schwindel war denn auch bald verflogen und die ersten drei Runden liefen ganz gut. Dann wurde es zäh. Ich laufe ja eigentlich ganz gerne Runden, da gibt’s wenigstens keine unangenehmen Überraschungen. Aber sechs Runden bedeutet auch, fünf Mal am Ziel vorbei laufen zu müssen! Außerdem bekam ich immer schlechter Luft und wurde etwas kurzatmig. Die Anzahl der Lungenzüge erhöhte sich von 170 auf über 200 pro km (ja, auf 42 km hat man viel Zeit irgendeinen Blödsinn zu zählen). Dafür ging das Tempo von knapp unter 5 min/km auf fast 5:30 rauf. In der letzten Runde habe ich dann noch mal in freudiger Erwartung des Ziels etwas Druck machen können, so dass nach 3h31 auch der Marathon beendet war. Nach 9h47 im Ziel ging’s mir dann sehr bald wieder besser und ich konnte nun ganz entspannt zuschauen, wie sich die übrigen noch plagen mussten und das waren noch so einige, denn vor mir waren nur sechs ins Ziel gekommen.

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